Freitag, 7. November 2014

18. Egon und Hildegard Zielke - Der Tod als Wegbegleiter

In diesem Jahr jährt sich der Todestag meiner Geschwister Egon und Hildegard Luise zum 40. mal. Zeit genug, um mal zurück zu blicken, und meiner Geschwister zu gedenken. Sie waren keine Helden, sondern nur ganz gewöhnliche Menschen, die allerdings ein schweres Schicksal erleiden mussten. Recht jung waren sie, als sie im Alter von 21 und 23 Jahren 1974 kurz hintereinander durch Suizid aus dem Leben schieden.

Egon war von einer Brücke in Duisburg in den Rhein gesprungen, und seine sterblichen Überreste wurden im Abstand von zwei Wochen aus dem Fluss geborgen, vermutlich wurde sein Körper durch eine Schiffsschraube getrennt.

Hildegard soll sich im Bad in der Wohnung des Freundes ihrer Eltern, wo sie auch wohnte erdrosselt haben. Mit dem Gürtel ihres Bademantels soll sie sich stranguliert haben. Näheres weiß ich nicht genau.

Ob man dies nun mit der Heimerziehung oder eher mit einer genetischen Disposition in Zusammenhang bringen kann, weiß ich nicht, und meine Lebenserfahrung rät mir dazu, vorsichtig zu sein, über dieses oder jenes ein Urteil zu sprechen. Gesichert ist allerdings, dass sie nicht die besten Voraussetzungen hatten, um den Winden und Stürmen im Leben etwas adäquates entgegenzusetzen.



Was unsere Eltern betraf, so trennten sie sich abermals Anfang des Jahres 1961. Sie hatten also sozusagen zweimal geheiratet. Das erste mal in Gladbeck (1950) im Westen,  und das zweite mal in der DDR in Oelsnitz im Erzgebirge (1956), wohin sie sozusagen in den 50er Jahren geflüchtet waren. Dort zeugten sie nochmal drei Kinder, nachdem ihnen zuvor das Jugendamt der Stadt Gladbeck die schon fünf vorhandenen Kinder weggenommen hatte, und diese in verschiedenen Kinderheimen unterbrachte..Aus mir unerklärlichen Gründen wurden wir Kinder, die im Westen in Heimen waren, wieder der elterlichen Gewalt zugeführt, nach dem die Eltern wieder nach Westdeutschland zurückkehrten, allerdings in eine andere Stadt, nämlich nach Duisburg.

Die Mutter nahm sich 1972 im Alter von 43 Jahren das Leben, nachdem sie sozusagen dies mehrmals angekündigt hatte und Schlaftabletten zu sich genommen haben soll, und der Vater tat dies im 1978 im Alter von 49 Jahren. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: "Ich habe den Tod schon in der Tasche." Er soll sich mit Tabletten umgebracht haben und wurde in einem Wald gefunden. Damals hat die Kripo in Miesbach Bayern die Ermittlungen aufgenommen und eine Akte geführt.

 Die statistische Lebenserwartung innerhalb der Familie, hochgerechnet auf 10 Personen ist sehr gering, und da bin ich schon der Älteste, wenn ich berücksichtige, dass  ich noch diesen Monat 66 Jahre alt werde.
So schlimm die Heimerziehung und die Heimunterbringung auch war, so lässt sie sich doch nicht damit vergleichen, was ich in der Folgezeit im sogenannten Elternhaus in Duisburg-Hamborn erleiden und erdulden musste.Aus heutiger Sicht kann ich nur feststellen und sagen, dass meine Eltern gelinde gesagt, krank waren, und dass das  für unsere Familie zuständige Jugendamt völlig versagt hat. Gleiches gilt auch für die AWO in Duisburg, die unsere Familie über das Amtsgericht Duisburg (Vormundschaftsgericht) betreute. Dem Gesetz (RJWG und JWG) und dem geltenden Recht wurde nicht entsprochen, sofern es uns Kinder betraf. Es war halt billiger uns Kinder der elterlichen Gewalt und dem Elend auszusetzen, also einer Unterversorgung in jeder Hinsicht, anstatt  für unser leibliches und seelisches Wohl zu sorgen.
Meine Eltern waren scharf auf das Kindergeld, welches ungefähr im Jahre 1960 eingeführt wurde, und damals pro Kind vierzig DM betrug. Wir Kinder, also ich und meine Geschwister haben davon nicht profitiert. Es herrschte zu Hause Armut, Hunger und Not. Wir schulpflichtigen Kinder unter den Geschwistern bekamen nicht mal ein Pausenbrot mit auf den Schulweg. Da war nichts mit Wirtschaftswunder. Ich war darum bemüht, das Elend vor den Klassenkameraden zu verbergen, und freute mich darüber, wenn sie ihr Schulbrot mit mir teilten, worüber ich sehr dankbar war.
(wird fortgesetzt)


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